Hochwasserhosen für den Hofgarten

Im Rahmen der Ausschreibung ‚Kunst im öffentlichen Raum‘ des Kulturreferats der Stadt München waren Künstler eingeladen sich um eine Förderung für ein Projekt mit folgendem Profil zu bewerben:

„Die eingereichten Vorschläge sollten insbesondere die gestalterischen Fragen des öffentlichen Raums fokussieren, also Aspekte des Designs, der Architektur, der Bildenden Kunst, der Mode, des Lichts untersuchen und dabei konkret die Rahmenbedingungen des öffentlichen Raums als Forum für soziales Leben und Kommunikation thematisieren. „
(Quelle: Ausschreibungsunterlagen des Wettbewerbs)

ZEIT MagazinAbendzeitung, SPON haben brav berichtet und bei der Einweihung am vergangenen Freitag herrschte eitel Sonnenschein trotz Regenwetter.

Ich frage mich warum?

Zum einen kann ich nicht glauben, dass bei über 200 Beiträgen mit internationaler Beteiligung und in dem derzeitigen Boom urbaner Interventionen und street art keine Beiträge dabei waren, die tatsächlich etwas zu sagen haben, das in München gesagt werden sollte, wenn nicht gar müsste.
Ausgerechnet im pitoresken München dekorativ-unkritisches zu fördern ist ungefähr so notwendig, wie Grafitti in New York zu bezuschussen.

Wenn es denn unbedingt Vorhänge für die Arkaden des Hofgartens als Hommage an den Markusplatz sein müssen, kann man dieses bescheidene Anliegen als gelungen betrachten, wenn achtzig zu kurze Vorhänge aus zwar grünlich schimmerndem, aber kaum merklich phosphoreszierendem Stoff aufgehängt wurden?

Zur Erinnerung, so sehen die Vorhänge am Markusplatz aus: 
http://www.schulz-dornburg.info/Werke/Venedig/Venedig-01.html

Vom Kulturreferat über die Jury, die Presse und bis zur, ansonsten auch von mir als Designerin und Künstlerin sehr geschätzten Frau Bostan: ich habe wirklich keine Ahnung wie man mit diesem Ergebnis so glücklich sein kann, wie es am Freitag zu sehen und in den oben genannten Artikeln zu lesen war.

Als Stadtbewohner ist es auch für mich schlüssig förderwürdige Künstler aus München zu wählen, aber nicht um den Preis belangloser Projekte. Dann ist eine Ausschreibung eine Farce, die man zur Peinlichkeitsvermeidung besser als private-public partnership Aktion mit den nun ebenfalls involvierten Stiftungen, dem Land Bayern und den Mietern umgesetzt hätte.

Allerdings ist es auch kein Wunder, dass das Kulturreferat solche Kuschelparties inszeniert, nachdem die Presse Ihrer Aufgabe kritischer Berichterstattung offenbar nicht nachkommt. Es ist ein bisschen zu gemütlich geworden im Münchner Kulturbetrieb, es wird Zeit das zu ändern.

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